Urban Project veröffentlicht die EP 'Short Story'
Als ob Originalität vollkommen normal sei, will das Urban Project unterhalten. Wer in der Musik der Viererbande einen Mehrwert suchen möchte, findet ihn mühelos in den harmonischen, metrischen und inhaltlichen Nebenschauplätzen, die den Songs des Quartetts mindestens so innewohnen wie konservierte Gefühle. Aus emotionalem Lockdown wird ja zumeist ein vorsichtiger Shutdown, bevor daraus wiederum eine Song-Kurzgeschichte entsteht. „Short Story" heißt die neue EP der Band. Im zweiteiligen „One Second“ steckt ein Hauch Prog-Rock-Ambition, der aber ganz bewusst nur ein Hauch bleibt. Es geht ja vor allem ums Storytelling, um den Trip zum Filmwerden des Stücks im Kopf. „Hidden Strength" lässt die eigene Ungewissheit bis zur erhofften Katharsis mitsingen.
Der Titelsong hält locker was er zu sein verspricht. Musikalische Skizzen verzahnen und verdichten sich zu einem Sound-Klau, wie ihn jede andere Band auch betreibt - aber in diesem Fall wird er beispiellos-unkonkret vollzogen. Mit Argwohn reagiert die Band vollkommen zurecht auf den durchgekauten Begriff „Experimentelle Musik“, den die Kritikerzunft gerne denkfaul zur Beschreibung ihrer Musik zweckentfremdet. Recht haben Namensgeber und Gitarrist Urban Elsässer, Sängerin und Texterin Yen Anetzberger, Bassist Markus Proske und Schlagzeuger Ben Overmann ja, stellt die Vokabel den Versuch doch vor die Formvollendung. Der ist die Band fraglos auf der Spur: widerhakig, anmutig, grobkörnig, feinsandig, muskulär, sensibel, ungezügelt, strukturiert. Liest sich widersprüchlich? Ist es auch. Kostbarerweise.