Da steht er: Typ mit blonder Kurzhaarfrisur, abgerockter Lederjacke und so einer Sonnenbrille, die direkt aus ‘nem 80er-Jahre Punkfilm geklaut sein könnte. Und dann dieses Teil neben ihm – ‘ne alte Tonbandmaschine, voll retro. Das Bild? Ist das Cover vom neuen Turbostaat-Album „Alter Zorn“. Die Band? Seit 1999 unterwegs, um Punk von Husum bis Berlin auf den Kopf zu stellen. Der Typ auf dem Foto? Moses Schneider, ihr Produzent. Damals sah der aus, als käme er direkt von ‘nem miesen Kellerkonzert, aber hey, passt perfekt: „Alter Zorn“ klingt genau so – laut, wild und ohne Filter. Kein glattgebügelter Radio-Punk, sondern Riffs, die dir wie ‘ne Kettensäge durchs Hirn jagen.
Turbostaat - Jedermannsend (Offizielles Video)
Turbostaat macht halt keine halben Sachen. Keine Stadionhymnen, kein Mitklatsch-Kram, sondern ehrlicher Punk aus der norddeutschen Provinz. Seit 25 Jahren am Start, aber nie auf den großen Glanz aus gewesen. Jubiläum 2024? Klar, wurde gefeiert – aber ohne großes Tamtam. Stattdessen gab’s Vinyl-Reissues und Konzerte, die schneller ausverkauft waren, als du „Pogo“ sagen kannst. Das neue Album? Kein Nostalgie-Trip, sondern zwölf Tracks, die richtig Alarm machen. Keine Rückschau, kein „früher war alles besser“, sondern volle Wucht Gegenwart. Der Sound? Chaotisch, rau, aber immer mit Seele. Und die Texte? Kryptisch wie immer, aber diesmal mit mehr Großstadt-Vibe.
Früher hat Turbostaat dich in Gedanken an stürmische Nordseestrände geschleppt. Jetzt fühlt sich das Album an wie ein Spaziergang durch ‘ne düstere Stadt: graue Hochhäuser, überfüllte Straßen, alles ein bisschen kaputt. „Alter Zorn“ ist wie ‘n Soundtrack für den Untergang – aber einer, bei dem du trotzdem die Faust in die Luft recken willst. Es gibt diese kleinen Momente, die Hoffnung machen. Der letzte Track, „Jedermannsend“, bringt das auf den Punkt: Ein Mix aus Frust, Trauer und diesem unkaputtbaren Willen, nicht aufzugeben.
Wer denkt, Punk ist tot, sollte sich das geben. „Alter Zorn“ ist nicht für Leute, die in der ersten Reihe mit dem Handy filmen, sondern für die, die sich in den Moshpit stürzen. Es ist roh, laut und fühlt sich an wie ein wütender Mittelfinger gegen den ganzen Mist da draußen. Turbostaat zeigt: Punk lebt – und er brüllt.