Kraftklub mit der Single 'Kein Liebeslied'
Das Liebeslied ist die perfideste Klischeefalle der Popkultur. Ein tiefer, schleimgetränkter Sumpf, in den im Laufe der Musikgeschichte schon Hunderte und Tausende herzleidende Künstler nichtsahnend hinein getappt sind. Wie gehen nun Kraftklub mit dieser Gefahrenzone um? Sie heben entschuldigend die Hände und legen einfach „Kein Liebeslied“ vor. So kennt man sie, und ja, so liebt man sie. Bescheiden die eigene Inkompetenz zur Schau stellend, augenzwinkernd das eigene Unvermögen ausbeutend.
Sie verstecken sich einfach hinter Robert Smith und Morrissey, die ja bekanntermaßen nicht nur bedeutenden Einfluss auf angesagte Haarmoden ausüben, sondern auch besonders begabte Urheber von Lovesongs sind. Das ist insgesamt eine immer wieder funktionierende Strategie: Durch Tiefstapelei die Erwartungshaltung drücken und dann mit einer brutal in Ohr und Herz gehenden Nummer das Feld von hinten aufräumen. Denn natürlich gehört „Kein Liebeslied“, für das Kraftklub ungeahnt wehmütige Akkorde in die Gitarren seufzen, zu den originellsten, unpeinlichsten und rührendsten Liebesliedern, die deutschen Bands in den letzten Jahren gelungen sind.