Ein Unikum der deutschen Pop-Szene
Ein Jahr nach Erscheinen seines viel beachteten Albums INSOLITO legt Spanien-Rückkehrer Herwig Mitteregger nach. FANDANGO heißt die neue CD, spanisch-umgangssprachlich ist damit Aufruhr, Aufregung, Hektik gemeint, und tatsächlich schlägt der eigenwillige Songschreiber hier eine impulsive Gangart an, die man ihm nach seinem letzen Werk gar nicht mehr zugetraut hätte. „Meine Wurzeln liegen irgendwo zwischen Stravinsky, AC/DC und Bert Brecht“, sagt Mitteregger, und lässt es gleich beim ersten Song ordentlich krachen. Mit dem Schalk im Blick schildert er Situationen bei denen sich die menschliche Rasse immer wieder hochprozentig grenzwertig zeigt. Wie bei einem Festival an einem Fluss irgendwo im Nirgendwo. Die Bands spielen lausig, die Mücken stechen, und das Geballere vom Feuerwerk will kein Ende nehmen. „Es ist aus – ich bin gefangen in der Sozialisation“, stellt er fest. „Ich wär jetzt lieber in Alaska, oder im Harz aufm Zeltplatz ohne Strom“, krakeelt er im Refrain. Alles wäre besser als das hier. Aber es gibt kein Entkommen, schließlich ist er als Musiker in diesem Treiben verhaftet. Also versichert er seiner Begleitung, der die Wimperntusche bereits gleichmäßig im Gesicht schwimmt, und in Anbetracht der bevorstehenden Nacht: „Schau meine Ketten, ich hab lebenslänglich, und ich mag Deine geile Frisur!“ Das mag hautnah geschildert oder bös’ erfunden sein, die Musik spricht dazu eine eindeutige Sprache: sie lärmt, quietscht und scheppert. Multi-Instrumentalist Mitteregger zeigt was er kann. Das Schlagzeug knallt, der Bass brummt breitbeinig, die Gitarren fräsen, und das Blech klingt wie die Hörner von Jericho kurz vorm Mauerntest. Launig trägt der Sänger seine Botschaft vor, und endlich ist es wieder da: Mitteregger’s typisch nöliges Organ, das ihm gewiß keine Einladung in glatt gebügelte Radiosendungen bescheren wird, das ihn aber zum Unikum der deutschen Pop-Szene macht.