Frank Neuenfels mit der Single ''Schade''
Einige von uns werden sich garantiert noch wehmütig an diejenigen Tage erinnern, als ein großer Hit einen geringen Durchmesser von nur 18 cm aufwies, auf schwarzes Vinyl gepresst war und mittels eines Schallplattenspielers mit der Geschwindigkeit von 45 UpM (Umdrehungen pro Minute) abgespielt wurde. Die dazugehörigen Tonträger nannte man Singles, sie wurden auf Schulhöfen getauscht, in Discotheken per Hand aufgelegt oder sie liefen in Jukeboxen automatisch rauf und runter, sooft der Lokalgast ein paar Groschen in den Musikautomaten eingeworfen hatte.
Eine Single beinhaltete stets eine A-Seite und eine B-Seite; Ausnahmen bei expliziten Doppel-A-Seiten-Singles, z.B. von „Boney M.“ oder „Wham!“, bestätigten die Regel. Auf Seite A befand sich ausnahmslos der jeweilige Erfolgstitel, der häufig täglich im Radio gespielt und von den Musikfreunden oft wochenlang mitgesungen, mit gepfiffen wurde.
Die B-Seite hingegen führte nicht selten ein kümmerliches Randdasein. Darauf wurde gerne ein unbedeutender Albumtitel bedacht, eine „lätscherte“ Instrumentalversion des eigentlichen Hits, eine veränderte Abmischung oder einfach ein Lied, das bei den Studioaufnahmen zur Single durchs Raster gefallen war und es nicht einmal auf die dazugehörige LP schaffen sollte. Doch echte Fans und Freaks, die etwas auf sich hielten, führten sich nach Erwerb der Single sogleich beide darauf vorhandenen Titel zu Gemüte. Und siehe da: Häufig besaßen die B-Seiten eine genauso ausgeprägte Qualität, ein ebensolches Hitpotential, wie die A-Seite - nur, dass viele dies eben nicht auf Anhieb merkten.
Ein solcher Geheimtipp war und ist der romantische Country-Pop „SCHADE“, dereinst B-Seite von „Hello Again“, dem fundamentalen Comeback-Hit von Entertainer Howard Carpendale, mit dem sich dieser am 30. Januar 1984 nach einer knapp eineinhalbjährigen Kreativpause bei seinen zigtausenden Fans erfolgreich zurückmeldete. Aber nicht nur der begrüßende A-Titel geriet zu einem unvergessenen Hit. Nein, auch und gerade „Schade“, die Rückseite der kleinen schwarzen Vinylscheibe, entwickelte sich zu einem profunden Radiodauerbrenner und unverbrüchlichen Fanfavoriten, der noch heutzutage jährlich ca. 300 mal in den großen Rundfunkstationen aufgelegt wird, darüber hinaus vom Urinterpreten selbst seit Erscheinen immer wieder in die Repertoires seiner umfangreichen Konzerttourneen eingebaut wurde und ein ums andere Mal bei den Zuhörern enorme Begeisterung auslöste.
Und genau diesen klassischen 80er-Jahre-Evergreen hat der Dortmunder Sänger, DJ und Moderator Frank Neuenfels für sein kürzlich erschienenes neues Opus „Wolkenflieger“ (TOI TOI TOI RECORDS) neu aufgenommen und nun als aktuelle Singleauskoppelung daraus den Rundfunkredakteuren und Discjockeys überall in der Republik vorgelegt.
„SCHADE“ erzählt die liebenswerte Geschichte eines einsamen U-Bahn-Nutzers, der auf seiner Heimfahrt abends von der Arbeit genau gegenüber von einer ca. 30jährigen, mutmaßlichen Traumfrau sitzt, sich in Sekundenschnelle von ihr angezogen fühlt und daraufhin sie und ihr Verhalten in der vollen Bahn akribisch analysiert: Sie liest Zeitung, macht sich hübsch; er meint, sie täte dies vielleicht nur für ihn, denn er fühlte sogleich ein unsichtbares Band der Sympathie zwischen ihr und ihm. Unzweifelhaft sichtbar jedoch ist ihr Ehering, so dass sich seine Hoffnungen, ein wenig mehr über die sympathische junge Dame zu erfahren, als sie ein paar Stationen später aussteigt, rasant verflüchtigen.
Das von Howard Carpendale und seinem langjährigen Kompagnon Joachim Horn-Bernges komponierte und vom Puchheimer Songlyriker und Rechtsanwalt Curt Weiner betextete gehobene Liebeslied wird von dem 43jährigen Dortmunder poppiger und weniger country-beeinflusst interpretiert; die Synthesizer überwiegen, der Rhythmus wurde verstärkt, das Tempo sacht angezogen, sommerliche, entspannte Gefühle strömen aus den Boxen. Die eingängige Melodie erinnert immer noch ein wenig an Kenny Rogers’ Country-Reißer „Ruby (Don’t take your Love to Town“); die freundlichen Reime erweisen sich noch knapp 29 Jahre nach Entstehung als äußerst atmosphärisch und realitätsorientiert; ein Plot, wie aus dem richtigen Leben.
Und all dies wird von FRANK NEUENFELS mit seiner geschmeidigen, starken Stimme auf der Basis eines modernen und zeitnahen Arrangements auf wundervolle Art und Weise aus 1984 direkt nach 2012 transferiert. Der sympathische Künstler sorgt mit seiner Version des immergrünen Howard-Carpendale-Fanfavoriten dafür, dass es uns um diesen gelungenen Evergreen niemals „schade“ werden muss, sondern die liebenswerte Pop-Perle auch im neuen Jahrtausend, Dank Franks stimmlichem und emotionalen Einsatz, in hellstem Glanz erstrahlt.
Mit der Auswahl gerade dieses Titels haben Produzent und Labelinhaber Peter Sebastian und sein musikalischer Ziehsohn Frank Neuenfels zweifelsohne den richtigen Riecher bewiesen und einen unverbrüchlichen Allzeit-Klassiker der 80er Jahre bravourös in die Jetztzeit gezaubert. Als überaus gelungener Bonus-Track von „SCHADE“ fungiert die edle, Gitarren betonte Romantik-Ballade „Du, ich brauch’ Dich“, ein gemütlich-verträumter, sommerlich-verliebter Beitrag aus „Wolkenflieger“ in der radiotauglichen „Airplay-Edition“, die erneut die sanfte Seite des vielseitigen Musikers Frank Neuenfels geballt an den Tag legt! (Geschrieben von Thomas von Kreybig)