Christian Scott: Doppelalbum mit feinstem Jazz
Seit er 2006 mit “Rewind That” sein erstes Album bei Concord Music vorlegte und gleich für einen Grammy nominiert wurde, ragt der Trompeter und Komponist Christian Scott weit aus der Handvoll talentierter junger Jazzkünstler hervor, die versuchen, ihre künstlerische Vision über die strikten Grenzen der Tradition ihres Genres hinausschweifen zu lassen. Und mit jedem weiteren Album setzte der mittlerweile 29-Jährige, der 2010 in den Niederlanden mit einem Edison Award geehrt wurde, neue musikalische Maßstäbe. Die weltweite Kritik überschlug sich vor Begeisterung, obwohl sie Scotts Musik nicht in die üblichen Schubladen ablegen konnte. Jetzt offeriert ihnen der Trompeter, der zuletzt mit Saxophonist David Sánchez und Vibraphonist Stefon Harris als Partnern das afrokubanische Meisterwerk “Ninety Miles” einspielte, eine eigene Stilbezeichnung: “stretch music”. Und was man darunter genau zu verstehen hat, zeigt er in den 23 Tracks seines neuen, atemberaubenden Doppelalbums “Christian aTunde Adjuah”.
Es bietet nachdenkliche Balladen und Exkurse durch schwerelos-träumerische Klanglandschaften, aber auch betont rockige, Funk-infizierte und absolut ekstatische Nummern. Die Trompete von Chrisian Scott ist dabei fast immer das pulsierende Herz der Musik. Scotts reguläre Band setzt sich zusammen aus dem Gitarristen Matthew Stevens (der auf allen bisherigen Alben des Trompeters mitwirkte), Schlagzeuger Jamire Williams, Bassist Kristopher Keith Funn und dem neuen Pianisten Lawrence Fields (der das Klangspektrum seines Instruments gerne erweitert, indem er die Klaviersaiten mit Papierbögen dämpft). Dazu gesellen sich als Gäste u.a. der Tenorsaxophonist Kenneth Whalum III (bekannt durch Aufnahmen mit Joss Stone und Jay-Z), Altsaxophonist Louis Fouche III und Posaunist Corey King.